Einbildungskraft und Urteilsvermögen.

•Dezember 4, 2010 • Kommentar verfassen

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Die Einbildungskraft liefert den Stoff der Vorstellung – und die Urteilskraft sagt Ja oder Nein dazu. Allerdings ‚gibt es‘ das Ja nur in Gestalt eines ausgebliebenen Nein. Die Urteilskraft ist als „nichts als“ die Fähigkeit des Neinsagens. Der Mensch ist das Tier, das nein sagen kann, sagt Max Scheler.

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Mein Bild passe nicht zu meinem Text, sagen Sie – das Nein der Waage sei vielmehr ein ausgebliebenes Ja? Das ist eben so ein springender Punkt: Die Verneinung lässt sich nicht anschaulich darstellen, nicht im ‚analogen‘ Modus. Anschaulich ist die Einbildung. Sie ist dem Urteil voraus-gesetzt. Das, was in der Einbildung ‚gemeint‘ war, müsste durch eine zweiten, nachträglich Akt wieder aufgehoben werden – oder ich ‚lasse es durchgehen‘. Aber die Frage, ob ja oder nein, lag in jedem Fall dazwischen. Durch sie ist der Stoff meiner Einbildung aus dem Erlebensstrom heraus gehoben und zu diesem (im Unterschied zu allem andern) bestimmt worden. Ich habe ihn begriffen. Der Modus des Begreifens ist der ‚digitale‘- Begreifen ist Symbolisieren.

Die Verneinung lässt sich nur digital darstellen, weil sie erst im Akt des Begreifens möglich wurde.

Anthropo-Logik.

•Oktober 17, 2010 • Kommentar verfassen

Welche Physik ist elementar?

Die Kosmologen können aus den Gesetzen der Makrophysik nicht die Gesetze der Mikrophysik analytisch als deren Spezifikation deduzieren.

Die Quantenphysiker können aus dem Verhalten der Teilchen nicht die Gesetze der Makrophysik synthetisch konstruieren.

Sind die Teilchen eher da als der Kosmos? War der Kosmos eher da als die Teilchen?

Ist Gott Kosmologe oder Mikrophysiker?

Die Menschen können auf dem Wege des Verstehens der Realität entweder vom Kleinsten ausgehen oder vom größten Ganzen. Sie sind es, die vom einen nicht zum andern gelangen können – weil sie dem einen wie dem andern a priori ein Gesetz zuschreiben; ein Gesetz. Weil sie einen Gesetzgeber vorausgesetzt haben, der ja schließlich irgendwo angefangen haben muss, wie sie selber es gemusst hätten, und der nicht mittendrin alles umgekehrt haben kann, wie sie es selber auch nicht gekonnt hätten. Der da war, bevor etwas da war.

Mit andern Worten, das Wissen ist anthropo-logisch.

Natur- und Geisteswissenschaft.

•Oktober 10, 2010 • Kommentar verfassen

Eine Wissenschaft X konstituiert sich prozessierend durch die stetige Vermittlung ihres Grundes mit ihrem Gegenstand. Natur- und Geisteswissenschaften unterscheiden sich dadurch, dass der Grund im einen Fall als positiv gegeben und im andern Fall als problematisch aufgegeben erscheint. Gemeinsam ist ihnen das kritische Prinzip: die fortlaufende Vermittlung.

Vernunft.

•Oktober 6, 2010 • Kommentar verfassen

Vernünftig ist dasjenige Denken, das von der Voraussetzung ausgeht, dass es Wahrheit gibt und dass sich der Unterscheid von wahr und unwahr durch Überprüfen der Gründe erkennen lässt. Vernunft ist die Projektion eines Zustandes, in dem alle Gründe geprüft und bestätigt sind. Als Projektion ist dieser Zustand selbst nicht begründet, sondern intendiert. Denn lediglich intendiert war schon die Voraussetzung, und lässt sich auf Gründe nicht stützen.

Das ist eine rein logische Bestimmung. Reell und empirisch ist Vernunft nur eine Art Wurfanker, der nach einem gedachten Halt ausgeworfen wird.

Die Wahrheit.

•September 5, 2010 • Kommentar verfassen

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Die Wahrheit hat zwei Kronzeugen.

Der erste war Heraklit: Alles fließt.

Der zweite war Parmenides: Ist oder ist nicht.

Nur das Daseiende ist.

Nur das Geltende gilt.

Das eine, solange es währt.

Das andre, solange es gilt.

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Metaphilosophie.

•August 25, 2010 • Kommentar verfassen

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Das Rätsel der Welt sind nicht die Dinge, sondern was wir unter ihnen verloren haben.

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Metalogik.

•August 9, 2010 • Kommentar verfassen

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Geltung ist ein praktische Kategorie.

Dinge sind. Bedeutungen gelten.

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Weltformel.

•Juli 28, 2010 • Kommentar verfassen

Die Suche nach der Weltformel ist die Suche nach dem intelligent design: Würde sie gefunden, drängte sich die Annahme auf, dass sie sich wer ausdacht hat; ein Urheber.

Unser Vorstellungsvermögen hat sich darwinistisch-evolutiv in der natürlichen Mittelwelt durch trial and error ausgebildet, da, wo die Sonne im Osten auf- und im Westen untergeht und wo wir unsere Erfahrungen machen.* Den Vorgängen im Mikrokosmos ist es ebensowenig erwachsen wie denen im Makrokosmos. Für beide jenseits seines Horizonts gelegenen Welten kann der Verstand theoretische Modelle erfinden, die sich nachrechnen und experi- mentell prüfen lassen – Quantenmechanik und Relativitätstheorie. Aber vorstellen, was die Modelle beschreiben, können wir uns in unseren irdischen Köpfen nicht.

Dass Quantenmechanik und Relativitätstheorie einander streng genommen ausschließen, ist beruhigend für die Vernunft. Es bestätigt, dass wir mit unseren irdischen Vermögen getan haben, was wir konnten. Wo wir mit unserer Vorstellung nicht mehr hinlangen können, nach ganz weit oben und ganz weit unten, haben wir uns mit Begriffen ausgeholfen, die wir aus logischen Prämissen unsern Erkenntniszwecken gemäß konstruieren konnten. Dass dies oben und unten jeweils ganz andere Begriffe sein würden, war angesichts dieser Vorgehensweise zu erwarten. Ließen sich für beide Bereiche dieselben Begriffe finden, sollte uns das Blut in den Adern gefrieren: Wenn oben und unten dieselben Begriffe gälten, müssten sie dazwischen, in unserer mittleren Erfahrungswelt, ebenso gelten; ein einziges Naturgesetz von Anfang bis Ende.

Und kein Gesetz ohne einen Gesetzgeber.

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*) Die Labore der Wissenschaftler liegen auch in diesem Zwischenreich.

υποστασις.

•Juli 4, 2010 • 1 Kommentar

Das Wahre, das Gute und das Schöne haben dies Eine gemeinsam, dass sie ohne Interesse gefallen. Sie machen die praktische Seite der Vernunft aus und bilden insofern das Reich des Ästhetischen.

Unbedingt; oder: Sein und gelten (II).

•Juni 26, 2010 • Kommentar verfassen

Nur was ist kann unbedingt sein.

Das Universum, aufgefasst als Gesamtheit alles dessen, was ist – als Raum-Zeit– bzw. Energie-Masse-Kontinuum –, ist unbedingt. Denn es ist nichts neben, d. h. außer ihm, das es bedingen könnte. Das Universum ist unbedingt und ergo kontingent.*

Das Reich der Logik ist das Reich der Geltungen. Eines gilt nur für (mindestens) eines – ein anderes. Geltung ist ein Verhältnis. Ein Verhältnis ist nicht unbedingt, sondern bedingt durch zwei, die im Verhältnis stehen.

Was ist kann nicht für etwas sein. Es kann für ein anderes nur ‚als seiend gelten’. Ein Verhältnis, das unbedingt ist, ist kein Verhältnis, sondern selber ein Seiendes. Ein Seiendes, das ohne das Sein eines anderen nicht ist, ist nicht: Lediglich das Zusammen-Sein beider ist. Ein reeller Wirkungszusammenhang ist.

Wo sollten Husserls noemai als elementare, irreduzible un-bedingte Geltungseinheiten ‚sein’? In Raum und Zeit? Dort wären sie entweder notwendig oder kontingent. Sind sie notwendig, so sind sie bedingt durch das, was sie notwendig macht; nicht elementar, nicht irreduzibel. Sind sie an-sich, können sie nur kontingent sein. Aber dann treten sie nicht in ein Verhältnis. Sie können nur an-sich gelten, aber nicht für eines.

Sind sie außerhalb von Raum und Zeit, so ist nicht zu verstehen, wie sie innerhalb von Raum und Zeit für eines werden können. Sie sind nicht von dieser Welt, und damit gut.

Sein und Gelten sind ihrerseits Geltungen. Sie ‚sind’, d. h. gelten als seiend, nur für eines. Alles, was gilt, gilt bedingt.

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*) Es ist historisch-bedingt durch den Urknall. Aber der ist seinerseits un-bedingt, sonst wäre er nicht Ur-Knall.